Es wäre auch zynisch von jemandem, der seine Wohnung verliert, Sachlichkeit zu erwarten. Mehr davon wünschte man sich dagegen in der öffentlichen Wahrnehmung, eine nüchterne Abwägung der Vor- und Nachteile. Dann würde man erkennen, dass Abbrüche keineswegs des Teufels sind. Aus einer Medienmitteilung von Statistik Stadt Zürich von Anfang Februar geht nämlich hervor, dass die Zunahme an Wohnraum in grossem Masse Ersatzneubauten zu verdanken ist: In Ersatzneubauten nimmt die Zahl der Wohnungen um 61 Prozent zu, ist die Wohnfläche gut doppelt so gross und steigt die Bewohnerzahl um 87 Prozent. Eine derartige Verdichtung ist bei Erhalt des Altbaus unvorstellbar.
Es liegt mir fern, nun Abbrüche im grossen Massstab zu propagieren. Oft sind weniger starke Eingriffe in die bestehende Bausubstanz die bessere Lösung. Im Sinne einer Optimierung der Wohnungsproduktion ist aber zu verhindern, dass Ersatzneubauten verteufelt und durch immer neue Vorschriften erschwert oder gar ganz verhindert werden. Vielmehr ist alles daran zu setzen, dass Bauwillige möglichst frei verschiedene Varianten prüfen können. Das Projekt, welches aus der gegebenen Situation das Beste macht, soll aufgrund sachlicher Argumente gewählt und realisiert werden können - auch wenn es den Abbruch bestehender Bauten voraussetzt.
Die Zahlen von Statistik Stadt Zürich bestärken den Hauseigentümerverband in seiner Ablehnung der Wohnschutz-Initiative links-grüner Kreise. Diese fordert unter anderem eine restriktive Bewilligungspflicht für Abbrüche, Umbauten und Renovationen und würde damit den Bau der nach allgemeinem Konsens notwendigen Wohnungen geradezu verunmöglichen. Dass Bauherrschaften sehr sensibel auf derartige Erschwernisse reagieren, zeigt die Entwicklung in Städten, welche bereits ähnliche Vorschriften eingeführt haben. In Basel-Stadt brach beispielsweise brach die Zahl der geplanten Wohneinheiten um nicht weniger als 76% ein. Eine Lösung des Wohnungsproblems sieht anders aus.